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Samstag, 1. November 2014

Was hat Ebola mit Baobab in Ghana in West-Afrika zu tun?


Buschbrand  

die frühere Kente-Werkstatt mit Reetdach
Zwei  junge Burschen, nicht mittellos, denn sie besitzen Mopeds, aber zur Zeit wieder mal ohne richtige Arbeit, ohne legales Einnahmen, kommen angebraust und stecken schnell und gekonnt eine Fläche Busch in Brand.
Die Jahreszeit Anfang März im Jahr 2011 haben sie für ihr Vorhaben gut gewählt, Regen gab es schon seit Monaten nicht mehr und alle Vegetation ist trocken, vieles geradezu verdorrt.
Sie postieren sich mit Gewehren an zwei Stellen und warten einfach ab. Es dauert nicht lange, da kommen schon die ersten aufgeschreckten kleinen Buschtiere aus dem brennenden Gestrüpp und wollen sich in Sicherheit bringen, doch sie laufen den beiden Männern geradewegs vor die Flinte und werden deren leichte Beute.
Nach wenigen Minuten haben sie so viele Tiere erlegt, wie sie auf ihren Mopeds mitnehmen können und sie brausen davon, bevor jemand sie wegen ihrer Schießerei zur Rede stellen kann.
Es ist allerlei kleines Viehzeug dabei, vielleicht auch ein Flughund, lässt sich alles gut auf dem Markt in Cape Coast oder in Komenda verkaufen und ihr Einkommen für die nächsten 2 Wochen ist wieder gesichert.

Baobab wird vom Buschfeuer in Mitleidenschaft betroffen


Die Dininghall samt Küche brennt ab.
All das liegt schon über 3 Jahre zurück, wäre längst vergessen, wenn der Wind nicht gedreht hätte und sich das Buschfeuer bis an das Gelände von Baobab in der Centralregion von Ghana ausgebreitet hätte.
 2005, also 6 Jahre zuvor, hatte die Freiburger Lehrerin Edith de Vos dort mit dem Aufbau einer Schule für jugendliche Analphabeten und „School-Drop-Outs“ begonnen. Die ersten zwei Rundhäuser auf dem Gelände hatte sie ganz im Sinne der alten ghanaischen Tradition aus Lehm bauen und mit einem Reetdach bedecken lassen.  Dieses strohbedeckte Dach lässt die warme Luft nach draußen durch, schafft damit ein Klima im Inneren, das die feuchtschwüle Luft Ghanas erträglich werden lässt. 2009 habe ich selbst 2 Wochen in diesem wunderbaren Rundhaus wohnen dürfen, viel besser durchlüftet als ein Haus mit moderner Bauweise.
Doch die strohbedeckten Dächer können 2011 den feinen Funken des Buschbrandes nicht lange widerstehen, dann brennen beide Häuser lichterloh und setzen nun auch die Büsche und Bäume ringsum in Brand, die doch bisher so gut Schatten gespendet hatten.


Die Baobab Culture Troupe verliert alle Instrumente und Kostüme

Diesem Flammenheer fallen weitere Häuser zum Opfer, die Küche samt ‚Dining Hall’ (unten auf dem Bild), auch das gerade neu gebaute Haus mit all den Trommeln und wunderschönen Kostümen und Accessoires für die ‚Baobab Culture Troupe’ und eine ebenfalls mit Stroh bedeckte 'Kente-Werkstatt', in der die Jugendlichen nachmittags einen Beruf des Webers lernen.
Es ist Samstag, alle Jugendlichen samt Betreuern sind daheim bei ihren Familien, nur einer ist auf dem Gelände des ‚Baobab Centers’, hoffnungslos überfordert vom Feuer.


Rückschlag und Wiederaufbau dank Nachbarhilfe und Spenden

Dorfbewohner aus dem naheliegenden Kissi kommen zum Löschen der Brandherde, damit das Feuer nicht auch noch auf ihr Dorf übergreift. Es gibt auch ein Feuerwehrauto im nächsten Ort, aber der einzige Fahrer mit dem Autoschlüssel in der Hosentasche hat frei und muss erst gesucht werden.
Mühsam ist der Wiederaufbau, Spenden aus Deutschland trudeln ein, aber es ist ein großer Rückschlag für die ‚Baobab Children Foundation’.

Ein Rundhaus ist auf dem alten Fuindament neu entstanden.
Die alten Pfeiler sollen an die Vergangenheit erinnern.
Ein Jahr später bin ich zur gleichen Jahreszeit wieder bei Baobab, arbeite in der ‚Baobab School’ und lebe mit den Jugendlichen im ‚Baobab Center’.
Vieles ist schon wieder aufgebaut. An die abgebrannten ersten Rundhäuser erinnern nur noch die stehengebliebenen Eckpfeiler aus Beton.
In der Ferne sehe ich wiederholt Buschfeuer und komme auch immer wieder an verbrannten Flächen vorbei.
Edith de Vos, die Chefin von Baobab in Ghana, lässt auf ‚Fanti’ im Radio Aufrufe verkünden, doch endlich mit der Brandrodung aufzuhören, sie erinnert auch an den verheerenden Brand im Jahr zuvor, aber die Worte verhallen ohne sichtbare Wirkung.
Warum sollten die ghanaischen Dorfbewohner auch darauf hören? 

Regenwald

Ein Bauer brennt direkt neben dem Baobabgelände Gestrüpp ab.
Brandrodung gehört seit Jahrhunderten zum Land. Früher waren weite Teile Ghanas in einem hunderte Kilometer breiten Streifen entlang des Äquators vom Regenwald bedeckt. Der Regenwald war immer eine undurchdringliche vegetative Einheit für sich. Ganz unten auf dem Boden war es durch die darüber liegenden Baumarten sehr dunkel und unwirtlich für den Menschen.
Aber die Menschen drangen im 20. Jh. immer weiter vor, fällten die Geld bringenden Mammutbäume, erfüllten den Menschen der reichen Länder den Wunsch nach schönem Tropenholz, rodeten den Urwald und legten Felder für die eigene Versorgung an.
Mango- und Kakaobäume wurden gepflanzt.

Flughunde

Die Flughunde, seit Jahrtausenden unbehelligt lebend im Regenwald, wurden immer mehr ihres natürlichen Umfeldes beraubt, der Mensch rückte ihnen mit seinen Feldern auf die Pelle. Flughunde schienen für den Menschen auch gänzlich ungefährlich, sie greifen nicht an, fressen kein Fleisch. Gut, sie holen sich, wo ihr Regenwald, ihr angestammtes Gebiet nun so geschrumpft ist, eben die Früchte von den Bäumen der Bauern. Und manch ein Kind freut sich über eine angeknabberte Frucht, die ein Flughund fallen lässt, wenn des nur gelingt, dieses Tier aufzuschrecken. Mit einem Gewehr erlegt oder mit Netzen eingefangen landen immer mehr Flughunde in den Kochtöpfen der Armen Mittel- und Westafrikas, das Fleisch schmeckt ganz gut, uns würde es an Hühnerfleisch erinnern.
Ghana in West-Afrika
Wer hat ahnen können, dass der Flughund schon seit Jahrtausenden der Wirt eines Virus ist, es interessierte bisher auch niemanden, solange der Mensch Abstand hielt vom Regenwald. Nun aber war der Mensch sehr weit in den Lebensraum des Flughundes eingedrungen, hatte sich dort breit gemacht, hatte die Gefahr nicht erkannt, die er damit eingeht. Klar, jeder weiß inzwischen, dass die Abholzung des Regenwaldes schlecht für das Weltklima ist. Aber warum soll ein Virus, das in ganzen Flughund-Großfamilien seit Urzeiten lebt, so wie bei uns Menschen der Schnupfen, nun eine Gefahr für den Menschen darstellen?

Ein unlösbares Problem entsteht, wenn es einem Krankheitserreger gelingt, vom Tier auf den Menschen überzuspringen. So lässt sich die Malaria nie mehr ausrotten, denn das Virus dazu lebt in malariaverseuchten Mücken. Unmöglich ist es, alle Mücken auf der Welt zu töten, um eine weitere Ansteckung der Menschen mit Malaria zu verhindern. Also schlucken wir Menschen z. B. ’Malarone’, eine Anti-Malaria-Pille, wenn wir nach Afrika reisen und/oder reiben uns mit giftiger Salbe ein, damit uns kein Moskito mit Malaria ansteckt.


Respekt vor der Natur

Je mehr der Mensch in den Lebensraum der Tiere vordringt, je mehr der Mensch die natürliche Barriere zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen aufhebt, um so mehr Krankheiten bis hin zu Epidemien schrecken uns auf, angefangen bei der Tollwut, über die Rinderseuche, dann SARS und die Schweinegrippe bis hin zu Ebola. Wir haben anscheinend den Respekt vor der Natur verloren.
Aber wir Menschen eröffnen den Viren noch ganz andere Möglichkeiten, indem wir immer mobiler werden, durch die ganze Welt reisen und unser Hab und Gut auf dem Globus hin und her transportieren. Ebola ist also kein Problem von Guinea, Sierra Leone oder Liberia. Es könnte heute Abend schon ein Problem von Ghana sein und morgen ein Problem von uns Menschen in Deutschland.
Ebola ist auch ein Problem der Globalisierung und die Konsequenz unserer Art zu leben – heute – jedes einzelnen hier  und sonst wo in der Welt.

Danksagung
Ich danke Amrai Coen und Malte Henk für ihre Ebola-Recherche, wofür sie extra ins Ebola-Gebiet nach West-Afrika gereist sind.  In "Die Zeit" vom 23.10.2014 haben sie darüber einen aufschlussreichen Artikel gesetzt, wofür ich ihnen hiermit danken möchte. Viele ihrer fachlichen Infos sind mit in diesen Artikel eingeflossen.


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