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Sonntag, 14. Dezember 2014

Der Film "Timbuktu" wird jetzt in Programm-Kinos gezeigt


 Nun ist der Spielfilm  Timbuktu in den Programm-Kinos der deutschen Städte angelaufen - wirklich sehenswert, bitte nicht verpassen! 

Abderrahmane Sissako

Der Regisseur A. Sissako, 1961 in Mauretanien geboren und seit 1990 in Frankreich lebend, hat sich das aktuelle Thema der Eroberung Malis durch islamische Fundamentalisten vorgenommen. Die Stadt Timbuktu war 2012 eine Weile von islamistischen Rebellen eingenommen worden und lieferte dem Regissuer damit den Titel für den Film. Es ist aber weder ein Film gegen den Islam, denn auch die Einwohner Malis gehören dieser Religion an noch ein Film über einen Bürgerkrieg und erst Recht kein Thriller.

Niemand in diesem Teil von Mali kann sich den neuen Vorschriften entziehen.

Die radikalen Vorschriften der Eroberer aber verändern das Leben der Beduinenfamilien in der Wüste von Mali, aber auch das Leben der Bewohner Timbuktus, einer einst blühenden Stadt und bedeutender Knotenpunkt im Nordwesten Afrikas
Timbuktu in Mali
Plötzlich sollen die bisher sehr selbstbewusst agierenden  Fischhändlerinnen in der Stadt z. B. ihre Hände durch Handschuhe bedecken, ein Unding beim Ausnehmen der Fische auf dem Markt. Während die Fischhändlerin noch lauthals Paroli bietet, ist für viele ein Aufbegehren gegen die rigiden Vorschriften der neuen Machthaber zu gefährlich. 

Musik als Teil des Lebens

Aber eine Gesellschaft lässt sich nicht einfach alles verbieten, die Bedürfnisse suchen sich Wege, um gelebt zu werden. So ist Musik nicht mehr erlaubt, aber junge Leute wollen sich mithilfe der Musik ausdrücken und eine Weile kommen ihnen die islamischen Wächter auch nicht auf die Schliche. Während  die jungen Leute schließlich entdeckt und festgenommen werden, weil sie gemeinsam musiziert haben, denn Musik gehört nun zu den verbotenen Lastern, gelingt ihnen die Unterdrückung ihrer eigenen Bedürfnisse nicht vollständig. 

Auch die Eindringlinge sind Menschen mit Wünschen und Bedürfnissen

Da wird schon gerne mal eine Zigarette geraucht und Fußball kann auch von ihnen nicht einfach abgelehnt werden, er hat ihnen wohl früher auch viel Spaß bereitet. So werden die Eindringlinge auch in ihrer Ambivalenz gezeigt, auch sie sind nicht nur Zerstörer einer Jahrhunderte alten Tradition, sondern sie sind auch Menschen mit persönlichen Bedürfnissen.
Doch gleich wird wieder ihre Gefährlichkeit deutlich, wenn sie nicht warten bis sie z. B. - wie es bisher in Mali Brauch war - einen Vater um die Hand der Tochter bitten können, sie teilen nur harsch ihren Besitzanspruch auf die junge Tochter mit und es muss gar nicht gezeigt werden, wie diese „Brautwerbung“ ausgehen wird. Jeder Zuschauer weiß es.

Die Wirkung des Films

Der Film erklärt nichts mit Worten, er klagt nicht an, er zeigt nur mit einer oft beängstigenden Ruhe, wie tief die Macht der Islamisten in das Leben jedes Einzelnen eindringt. Eine langsame Ermüdung macht sich breit bei den Alteingesessenen. Der Zuschauer kann sich dem nicht entziehen, er nimmt im Laufe des Films immer mehr wahr.
Eine im ganzen Film immer wieder ins Bild kommende Beduinenfamilie zerbricht aber nicht an diesen neuen gewalttätigen Machtverhältnissen, sondern letztlich an den verletzten männlichen Gefühlen des Familienvaters.
Zum Erzählen dieser Familiengeschichte werden nur wenige Wörter verwendet, viel mehr ist diese tragische Entwicklung abzulesen auf ihren Gesichtern, auf die der Kameramann lange seine Kamera richtet.

Empfehlung

Ein bemerkenswerter Film, schauen Sie sich den an, die Programm-Kinos in Ihrer Umgebung könnten den Film jetzt zeigen.

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