Wenn es euch irgendwo möglich ist, dann seht euch den Film „Examen d’Etat“, Abschlussprüfung, an,
bringt ihn in den Verleih eurer Stadt, fragt bei den Verantwortlichen nach, ob
er nicht im Rahmen von Afrika- oder Schul-Veranstaltungen gezeigt werden kann.
Der Regisseur Dieudo Hamadi
Der Film des aus dem Kongo stammenden Regisseurs Dieudo Hamadi ist anzusiedeln zwischen
Dokumentar- und Spielfilm. Er dokumentiert das Erleben der Abschlussprüfung am
Ende der Oberschule im Kongo, aber es könnte auch in jedem anderen
afrikanischen Land spielen.
Die Last der Schulgebühren
Alles ist drin, das fehlende Geld für die School-Fees, das Verbannen aus der Schule auch noch kurz vor der Abschlussprüfung, wenn die
Schulgebühren einfach nicht gezahlt werden können, das Arbeiten auf dem hektischen
Markt ganz früh morgens vor der Schule oder dann auch danach. Aber selbst
dieser Nebenjob bringt nicht so viel ein, dass die Schulgebühren bezahlt werden
können.
Alte Traditionen
Schließlich wird auch bei Priestern und rituellen Heilern Unterstützung
eingeholt, vielleicht glaubt man an die Tradition und Religion der Vorfahren,
vielleicht ist das nur ein weiterer Versuch, irgendwie die Abschlussprüfung
noch zu retten, denn schaden kann das Beschwören alter Riten ja auch nicht.
Bestechung
Die Prüfungsunterlagen sind
wie in Deutschland gewissenhaft versiegelt, aber irgendwo muss ein Loch
im System sein, denn Bestechung und Verkauf
der Lösungen werden angedeutet.
Das zerfallende Bildungssystem
Durch die seit Monaten ausstehenden Gehälter der Lehrer sehen
sich diese zu drastischen Maßnahmen gezwungen und geben damit den Druck an die
Schwächeren, an die SchülerInnen, weiter.
Diese sind durch einen längeren Streik der Lehrkräfte mit dem
Stoff im Rückstand und fühlen sich mit
Recht nicht genügend vorbereitet auf das Examen.
Die Kraft der Bilder
Und bei allem wird nicht viel gesprochen, es erschließt sich
viel mehr aus den aussagekräftigen Bildern, den Gesichtern der Jugendlichen,
der unbändig ausgelebten Freude nach
bestandener Prüfung oder der Niedergeschlagenheit beim Scheitern.
Diesen außergewöhnlichen Regisseur Dieudo Hamadi müssen wir uns
merken, der hat eine Fähigkeit, die realen Bilder sprechen zu lassen, das geht
unter die Haut.
Ich habe zeitweise vergessen, dass dieser Film in Kongo spielt,
es hätte ebenso in Ghana sein können. Die Thematik ist universell.
Ein wichtiger Film für die Jugend in Deutschland – aber werden sie ihn je sehen?
Diesen Film in Deutschland zu zeigen wäre wichtig, werden da
doch die Probleme unserer SchülerInnen relativiert, denn bei all dem
Leistungsdruck oder den finanziellen Problemen, die auch ein Teil unserer
SchülerInnen haben, hier wird niemand von der Schule verwiesen, weil er nichts
zum Gehalt der LehrerInnen beitragen kann.
Eine Empfehlung ist dieser Film auch für alle Lehrkräfte –
einfach sehenswert.
Danksagung
Einen Dank an die Verantwortlichen der ‚Afrika-Tage’ als Teil der ‚Französischen Filmtage’
Tübingen/Stuttgart im Oktober/November 2014
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