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Mittwoch, 21. Januar 2015

Can you read? Kannst du lesen?


Können alle Afrikaner(innen) lesen? 

Was soll diese Frage?! Natürlich! Und wer es nicht kann, ist selber schuld!!

Kinder sind nie schuld. 

Aber kein Kind ist schuld, wenn es etwas nicht kann.
Warum können so viele Kinder in Ghana und anderswo nicht lesen?

In Ghana ist die Grundschule umsonst!

 
Seit 2012 hängen die Buchstaben des Alphabets samt einem Symbol in der Dining Hall
über den Köpfen der Baobab-Jugendlichen. (Foto 2014)
Das ist gut.
Aber nicht umsonst sind die Schuluniform samt Halbschuhen,  die Schulbücher, die Stifte, die Hefte.
Barfuß darf man eine Schule einfach nicht betreten, mit Flip-Flop auch nicht! 
Na, dann sind alle Kinder von Armen vom Schulbesuch ausgeschlossen, die dafür einfach kein Geld übrig haben.

Viele Jugendliche konnten nicht lesen, als sie zu Baobab kamen.


Jeder Buchstabe hat einen Laut.
Immer wieder kommen 12-Jährige zu Baobab, die nicht schreiben und nicht lesen können. Und mit 12 Jahren fällt es schwer, das zuzugeben. Sie haben gelernt, das zu verheimlichen, es soll nicht auffallen, sie mogeln sich durch.

Was ist Lesen?

Aber eigentlich wissen sie auch nicht so richtig, was Lesen genau ist. Denn in Ghana ist es bei den großen Klassen üblich und auch gar nicht schwer, Texte auswendig zu lernen.
Da in den Klassen viele Kinder sind, lassen die Lehrkräfte die SchülerInnen sehr viel im Chor sprechen. Oder sie müssen alle nacheinander etwas vorlesen, dann können es aufmerksame SchülerInnen weiter hinten in der Kette auch bald auswendig.

Wenn ich einen Text auswendig aufsagen kann, dann kann ich wohl lesen.



Später wurden sie als Alphabet-Kette
in die Dininghall ghängt.

Bei Baobab hat mich eine Schülerin stolz zu sich ins Zimmer gerufen und mir angeboten, sie wolle mir etwas vorlesen. Als Lehrerin konnte ich diese Demonstration gar nicht ausschlagen.
Ich bekam das Buch zum Mitlesen und Lizbeth las eine Seite eines Schulbuches fast fehlerfrei vor. Als ich ein wenig mehr hören wollte, bekam ich zur Antwort, sie könne nur diese Seite lesen.
Lizbeth wusste gar nicht, dass Auswendiglernen nicht gleich Lesen ist.

Viele Analphabeten bei Baobab wussten gar nicht, dass jeder Buchstabe einen Laut (oder mehrere) hat, den man sich erschließen könnte.

NFE - Non Formal Education

Joyce lernt beim NFE-Lehrer Raphael den Zusammenhang zwischen Buchstabe und Laut.
In Fanti gibt es noch einen zusätzlichen Buchstaben. (Foto 2012)
Ghanaische Experten der 'NFE' kamen deshalb zu Baobab, um in der  vertrauten Sprache der Region, in Fanti,  genau dies zu vermitteln. In Fanti weiß jeder Jugendliche, wie alle Pflanzen der Umgebung heißen, er kennt z. B. alle Baumarten. In Fanti kann er alle Begriffe stolz sagen.
Mit einer speziellen NFE-Methode kann jede(r) den Zusammenhang von Buchstabe und Laut begreifen. 

Wenn das klar ist, dann geht das nach ein paar Wochen auch in der ungewohnten Schulsprache der weiterführenden Schule: in Englisch. Beginnt man aber den gleichen Sachverhalt in der Amtssprache Englisch zu vermitteln, dann ziehen sich dieselben Jugendlichen zurück, denn in Englisch sind sie unsicher, da kennen sie die meisten Begriffe nicht, da heißt z. B. jeder Baum einfach nur: tree.

Eine neue Welt erschließt sich.

Einfache Texte können bald gelesen werden. Man ist nicht mehr ausgeschlossen. Ganz neue Dimensionen eröffnen sich.
Ein Bilderbuch mit kleinen Begleitsätzen wird nicht nur von einem Mädchen verschlungen. Gleich mehrere Mitschüler schauen über die Schulter.
Ein Buch interessiert alle.          Foto von Susan Sh. (2014)

Wer lesen kann, ist glatt im Vorteil!



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